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Ein Bericht von Kurt Guggenbichler (www.wels-report.at):

Die zeitgeschichtliche Ausstellung mit dem Titel „Gedenkjahre 1945 /1955“, die ab 26. März in Purgstall (NÖ) zu sehen sein wird, dürfte trotz ihrer lokalen Begrenzung auf den Bezirk Scheibbs im Mostviertel auch historisch interessierte Menschen aus den anderen Bundesländern interessieren. Denn darin, so heißt es, werden einige noch nie gezeigte Dokumente und Fotos gezeigt.

In dieser Präsentation geht es auch um die Jahre von 1926 bis 1955, die von vier großen Ereignissen geprägt waren, wie der Kurator und Lokalhistoriker Franz Wiesenhofer betont. Der Gestalter behandelt daher nicht nur die nationalsozialistische Ära in der Region, sondern dokumentiert auch das Kriegsende, die russische Besatzungszeit wie auch den Wiederaufbau und die Gründung des souveränen Staates Österreich. Diese Abschnitte stellt er aber nicht nur aus der Sicht der großen Geschichtsschreibung dar, sondern hauptsächlich aus dem Blickwinkel der sogenannten kleinen Leute.

Kriegsende im Mostviertel: Panther-Panzer im Bahnhofsareal von Scheibbs.  Foto: Sammlung Franz Wiesenhofer

Um mit den Worten des Historikers und Universitätsprofessors Gerhard Jagschitz zu sprechen, wird in dieser Ausstellung „der Geschichte von oben die Geschichte von unten“ gegenübergestellt, wie es Franz Wiesenhofer in seinen beiden reich bebilderten Büchern „Verdrängt, nicht vergessen“ machte, die 2013 beziehungsweise 2015 erschienen sind.

Der Purgstaller Buchautor und Ausstellungskurator Franz Wiesenhofer. Foto: Hildegard Wiesenhofer

Ihre Inhalte bildeten die Grundlage für die im Saal des Purgstaller Gästehauses Veronika (ehemaliger Kutscherhof) arrangierte Exposition, in der auf Bildtafeln die Erlebnisse diverser Zeitzeugen wiedergegeben werden. Bei den ausgewählten Menschen handelt es sich nicht nur um Einheimische, sondern auch um einen russischen Besatzungssoldaten, der sich auch im Bezirk Scheibbs aufgehalten hat.

Die Sicht all dieser Leute auf die damalige Zeit, soll mit dieser Ausstellung nun auch einem Publikum nahegebracht werden, das lieber schaut und kurze Informationen schnell in sich aufnimmt, als diese lang und ausführlich in Fachbüchern zu lesen.

Doch auch bei den Besuchern der Schau dürfte sich beim Betrachten der Fototafeln und anderer dort präsentierter Erinnerungsstücke letztlich ein Bild formen, dass die Zeiten von damals gut erklärt und verständlich macht, wie auch der Gestalter der Ausstellung hofft.

Besonderes Interesse dürften vermutlich die Fotos von der Bergung einer Militärmaschine aus dem Lunzer See finden. Dabei handelt es sich um eine Aktion aus dem Jahr 1955, doch im Wasser lag die Maschine bereits seit 1945. Im Winter dieses Jahres war US-Leutnant Stanley Walters mit seinem amerikanischen Lightning-Jagdbomber (Lockheed P-38) auf dem damals zugefrorenen und schneebedeckten See notgelandet, den er für eine große Wiese gehalten hatte.

Aus dem Lunzer See geborgen: Am Ufer die Reste des US-Jagdbombers vom Typ Lightning (Lockheed P-38).
Foto: Sammlung Franz Wiesenhofer

Nachdem er gefangen genommen wurde, verblieb sein Flugzeug am Notlandeplatz, bis es durch die Wärme des Motors in die Tiefe des Lunzer Sees versank. Dort lag es dann fast unversehrt 10 Jahre und in einem Stück am Grund. Beschädigt wurde die Maschine erst bei der Bergung, zum Leidwesen aller Flugzeugfans.

Das Foto mit den deutschen Panther-Panzern, die das Kriegsende am Bahnhof von Scheibbs erlebten, dürfte ebenfalls nicht nur die Aufmerksamkeit von Historikern finden, sondern auch von Militärfahrzeug-Liebhabern. Man hätte damals schon einige Exemplare aufsammeln sollen, um sie für die Nachwelt in einem Museum zu bewahren, heißt es aus heutiger Sicht. Doch damals hatten die Leute andere Sorgen.

Die Besatzer kümmerten sich dafür umso mehr um die Panzer, indem sie diese in Teile zerlegen und dann abtransportieren ließen. Da die Russen damals selber kaum etwas hatten, wie man sich erzählt, konnten sie alles gut gebrauchen. Das galt im Übrigen auch für die Einheimischen. Vor allem um die Rohre der Panzerkanonen, die aus bestem Stahl gefertigt waren, soll es ein großes „G’riss“ gegeben haben, wie Zeitzeugen berichteten und ihren Beobachtungen zufolge soll auch ein Spezialschweißer aus den Steyrer-Werken Teile dieses wertvollen Guts beiseitegeschafft haben.

Hinweis:

Die geschilderte „Gedenkjahre-Ausstellung“ ist von 26. März bis 13. April in 3251 Purgstall, Pöchlarner Straße 21 (im Saal des Gästehauses Veronika) zu sehen, und zwar jeweils von Mittwoch bis einschließlich Sonntag in der Zeit von 13.30 bis 17 Uhr.

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Erlauftaler Bildungskreis, Obmann Franz Wiesenhofer ● Sandgrubengasse 22 ● 3251 Purgstall an der Erlauf

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